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Zuckeraustauschstoffe: Balsam für die Zähne
Zunge streicht über Zuckerkristalle auf Lippen
Erythrit und Xylit können mehr als "nur" Haushaltszucker ersetzen

Süßes genießen ohne die Angst vor Karies? Zuckerersatzstoffe machen es möglich. Erythrit zeigt sich jetzt sogar bei der Parodontitisbehandlung als Wunderwaffe.

Menschen, denen eine gesunde und natürliche Ernährung wichtig ist, rümpfen bei Zuckerersatzstoffen häufig die Nase. Lieber greifen sie zu Bio-Rohrohrzucker, Agavendicksaft und Co., um mit vermeintlich gesünderen Produkten ihre Speisen zu süßen. Dabei enthalten die "gesunden" Alternativen fast ausschließlich Glukose, Fruktose oder die Verbindung aus den beiden Einfachzuckern (Saccharose).

Medizinisch gesehen sind konzentrierte Zuckerprodukte gleich problematisch, egal welche Herkunft sie haben. Ernährungswissenschaftler warnen daher vor zu hohem Zuckerkonsum: Neben Karies ist ein süßes Laster mit verantwortlich für Übergewicht, Diabetes und etliche weitere Krankheiten. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt, täglich höchstens 50 Gramm Zucker zu verzehren. Das entspricht etwa 17 Zuckerwürfeln.

Zuckeraustauschstoffe unbedenklich

Wer Süßes liebt, muss dabei längst nicht auf den Geschmack verzichten. Eine große Anzahl an Zuckerersatzstoffen können den lieblichen Reiz auslösen. Doch ihre Kalorienzahl, Süßkraft und molekulare Struktur unterscheidet sich enorm. Da einige Süßungsmittel eine Zeit lang unter Verdacht standen, krebsauslösend zu sein, ist ihr Ruf angeschlagen. Einzelne Zuckeraustauschstoffe sind jedoch definitiv harmlos und haben sogar einen natürlichen Ursprung.

Seit mehreren Jahren stechen zwei von ihnen als besonders zahnfreundlich heraus und konnten in zahlreichen Studien überzeugen: Erythrit und Xylit. Offenbar senken die Substanzen nicht nur das Kariesrisiko durch den Verzicht auf Haushaltszucker, sondern machen zahnschädigenden Bakterien (Streptococcus mutans) den Garaus.

Effektiv gegen Parodontitis

In einer aktuellen Studie gelang es Forschern zu zeigen, welchen Nutzen Erythrit bei einer Behandlung von Parodontitis haben kann. Bei einer Parodontitis ist die Mundschleimhaut im Zahnhalteapparat durch Bakterien angegriffen. Ist der Prozess noch nicht zu weit fortgeschritten, kann der Zahnarzt auch ohne chirurgischen Eingriff gegen die Infektion vorgehen. Dazu spült er die tiefen Taschen am Übergang vom Zahn zum Zahnfleisch. Um eine effektive Reinigung zu erzielen, werden auch die Zahnbereiche unter den Schleimhäuten mit Pulver-haltiger Druckluft von ihren Biofilmen befreit.

In einer Berliner Klinik untersuchten Zahnmediziner nun, ob der Zusatz von Erythrit zum Polierpulver bessere Ergebnisse hervorbringen würde. Tatsächlich zeigte sich nach sechs Monaten gegenüber einer Vergleichsgruppe, die ohne Erythrit behandelt wurde, ein besserer Zustand des Gebisses: An weniger Stellen im Mund gab es tiefe Zahnfleischtaschen (mehr als 5 mm) und die Zahl krankmachender Bakterien (Tannerella forsythia und Treponema denticola) war deutlich niedriger. Auch wenn in dieser Studie lediglich 42 Patienten untersucht worden sind, erhärtet sich doch die Hypothese, dass Erythrit und Xylit die Mundgesundheit fördern.

Hefepilze bilden Erythrit

Im Handel erhältliches Erythrit wird meist durch einen Fermentationsprozess aus Hefen hergestellt. Es findet sich in geringen Mengen aber auch in einigen Pilzarten (z. B. Shiitake), Pflaumen, Erdbeeren und bestimmten Käsesorten. Die oben genannten Obstsorten enthalten auch Xylit (Trivialname: Birkenzucker), das unter anderem in Gemüse und bestimmten Baumrinden vorkommt. Dieser Zuckeraustauschstoff wird industriell aus einigen Holzsorten oder landwirtschaftlichen Nebenprodukten gewonnen.

In zahlreichen Veröffentlichungen konnte gezeigt werden, welchen Einfluss die Zuckeraustauschstoffe auf das Wachstum von Krankheitserregern in der Mundhöhle haben. Genau entschlüsselt ist der Schutz vor Karies durch Xylit und Erythrit noch nicht. Doch einige Experimente deuten darauf hin, dass der Zuckerersatz sowohl die Teilung schädlicher Bakterien hemmt als auch die Bildung eines Biofilms an der Zahnoberfläche (Zahnbelag) verhindert.

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