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Bruxismus - Es knirscht im Mundwerk
Bärtiger Mann zeigt knirschendes Gebiss
Wer häufig seine Zähne mit Pressbewegungen malträtiert, sollte seinen Zahnarzt um Hilfe bitten.

Abgebrochene Zähne, Risse im Schmelz oder verschlissene Kauflächen sind nicht unbedingt ein Zeichen falscher Ernährung. Viele Menschen kauen und pressen die Zähne gegeneinander, ohne Speisen im Mund zu haben. Oft hat dies psychische Ursachen.

Die Corona-Pandemie, Krieg und Existenzängste: Aktuell sorgen etliche äußere Einflüsse dafür, dass der Stresslevel bei den meisten Menschen erhöht ist. Stress braucht ein Ventil und so dürfte die Zahl derjenigen, die unbewusst mit der Kiefermuskulatur pressen, mit den Zähnen knirschen und mahlen, in der jüngsten Vergangenheit erheblich gestiegen sein. Schon vor den Krisenzeiten hatte etwa jeder Fünfte tagsüber geknirscht und unter Bruxismus gelitten, wie es fachlich korrekt heißt. Dabei entstehen Kräfte, die alle beteiligten Strukturen enorm belasten.

Auch in der Nacht setzt bei etwa 13 Prozent der Bevölkerung eine Beiß- und Mahlbewegung des Kauapparates ein – oft mit lautstarken Reibegeräuschen, die dem Lebenspartner unangenehm auffallen. Die Wissenschaft sieht hier weniger einen Zusammenhang mit psychischen Belastungen, als vielmehr einen Nebeneffekt anderer Schlafstörungen wie Schnarchen oder Atemaussetzern. Zudem begünstigen Zahnfehlstellungen und Bissanomalien die Knirschbewegungen. Was auch immer die Ursachen für Bruxismus sein mögen: Die drohenden Folgen in Form von Kopfschmerzen, Kiefergelenkserkrankungen oder zerstörten Zähnen sind nicht zu unterschätzen.

Wenn bereits extreme Formen des Knirschens vorherrschen, geht nicht nur kontinuierlich Zahnsubstanz verloren, sondern ganze Fragmente können aus den Kronen herausbrechen. Speziell Parodontitis-Patienten müssen um ihre Zähne fürchten, da der massive Druck auf das erkrankte Gewebe zum Knochenabbau beitragen könnte. Nicht zuletzt beschreiben einige Zahnärzte, dass sich das gesamte Erscheinungsbild des Gesichts durch Bruxismus verändern kann. Wer also häufig mit unerklärlichem Kopfweh oder einem schmerzenden Kiefer aufwacht, sollte dieses Thema vorsorglich beim nächsten Zahnarzttermin ansprechen.

Früherkennung erleichtert Behandlung

Wie bei vielen anderen Erkrankungen gilt auch hier: Je früher die richtige Diagnose gestellt wird, desto mehr Schaden kann vermieden werden. Außerdem ist es für den Behandler in einer frühen Phase der Krankheit leichter möglich, erfolgreich gegenzusteuern. Mit einem geschulten Blick auf das Gebiss, Fragen zu Lebensumständen, Schmerzen und Medikamenteneinnahmen sammelt der Zahnarzt Hinweise auf eine mögliche Knirsch-Problematik. Neuere Studien zeigen, dass sich diese gut mit Röntgenbildern untermauern lässt: Bei Betroffenen sind knöcherne Anlagerungen im Kiefergelenk zu erkennen. Sollten die unliebsamen Mahl- und Pressaktivitäten nachts auftreten, kann es für den Zahnarzt hilfreich sein, einen Schlafmediziner hinzuzuziehen.

Nicht immer ist es nötig, mit einer Behandlung einzugreifen. Besonders Teenager durchleben zuweilen Knirsch-Episoden, die sich mit der Zeit “herauswachsen”. Älteren Patienten ist häufig mit einer so genannten Aufbissschiene aus härteren oder weichen Kunststoffen geholfen. Sie schützen den Zahnschmelz vor Abrieb und entlasten das Kaugelenk.

“Faltenblocker” kann helfen

Eine neuere Therapieoption ist das Spritzen von Botox (Botulinustoxin), wie es bekanntlich in kosmetischen Anwendungen eingesetzt wird. Der lähmende Giftstoff soll die Anzahl an Knirschereignissen senken und für weniger Kieferschmerzen sorgen. Einige Zahnmediziner sehen in den Botoxinjektionen ein gleichwertiges Behandlungsangebot im Vergleich zu den Schienen. Andere kritisieren die möglichen Nebenwirkungen in Form von Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Schwellungen oder erkältungsartigen Symptomen.

Sollte ein schwerer Bruxismus lange unbehandelt bleiben, droht neben dem Verlust einzelner Zähne die starke Verkürzung der natürlichen Zahnkronen um mehrere Millimeter. Es entsteht ein so genanntes Abrasionsgebiss, das zur Nahrungszerkleinerung hauptsächlich nur noch horizontal bewegt wird. Der gesamte Kauapparat ist somit gestört; beteiligte Gelenke können ihre natürliche Funktion nicht ausführen, werden überlastet. Derartige Störungen wirken sich auf den ganzen Körper aus, können Beschwerden sogar an entfernten Stellen auslösen. In dieser Situation sind umfangreiche Rekonstruktionen nötig, bei der Kieferorthopäden und Zahnärzte gemeinsam nach Lösungen suchen müssen.

Vorsorge gegen Bruxismus-Folgen

Emotional bedingtes Knirschen ist unter anderem eine Frage der Psychohygiene: Jeder Einzelne kann täglich dafür sorgen, durch gezielte Entspannung und Stressbewältigungsstrategien dem Bruxismus keinen Nährboden zu geben. Wut, Ärger und zermürbende Gedanken finden ausschließlich im Kopf statt, suchen letztendlich jedoch eine körperliche Ausdrucksform. Wenn es im Schädel rauscht, der Körper aber nur im Sessel kauert, sind Knirschen und Pressen oft das Ergebnis. Eine leichte sportliche Betätigung oder Spaziergänge liefern einen idealen Gegenpol zur mentalen Überforderung. Knirschen kann auch als unbewusster Hilferuf nach physischer Aktivität verstanden werden.

Um Körper und Geist wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen, reicht es meist nicht, am Abend daheim anzukommen, hektisch ins Bett zu springen und auf ein schnelles Einschlafen zu hoffen. Mit einer längeren Auszeit vor dem Zu-Bett-gehen sollte sich jeder die Chance geben, die Geschehnisse des Tages hinreichend zu reflektieren. Was im wachen Zustand verarbeitet wird, entlastet die Psyche während der Schlafphase.

Entspannende Rituale in den Abendstunden wie ein Bad, Musikhören oder Massagen fahren den Erregungslevel herunter und sorgen für eine ausgeglichenere Nachtruhe. Besonders die Kaumuskulatur kann mit den Daumen oder den Zeigefingern massiert werden, so dass sich Verspannungen allmählich lösen. Verschiedene Kräuterteesorten wirken beruhigend und sind stets als bessere Alternative zum beliebten Feierabendbier anzusehen. Stimulierende Substanzen wie sie in Kaffee, Cola, Energydrinks oder Tabakwaren zu finden sind, sollten generell bei Bruxismus gemieden werden.

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