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Bio, vegan, fair - So geht alternative Zahnpflege Mundhygiene-Artikel für umweltbewusste Käufer
Zahnbürste mit vier Logos für nachhaltige Produkte
Etliche Organisationen prüfen Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit: Logos sollen beim bewussten Einkaufen Orientierung geben.

Nachhaltig und ökologisch unbedenklich produzierte Verbrauchsgüter gewinnen immer mehr an Bedeutung. Große Unternehmen tasten sich langsam auch im Dentalbereich an veränderte Kundenwünsche heran.

Bei vielen Menschen hat ein Umdenken eingesetzt: Die Ressourcen dieses Planeten sind endlich, achtloser Konsum geht zu Lasten der kommenden Generationen. Das Gebot der Stunde sind nachhaltige Produkte, die der Umwelt möglichst geringe Schäden zufügen. Etliche Unternehmen haben diesen Ansatz zur Firmenphilosophie gemacht und bieten Verbrauchern entsprechende Alternativen an.

Auch im Bereich der Mundhygiene gibt es einen wachsenden Markt für Verbraucher, die ihren Warenkorb ganz bewusst mit ökologisch und fair produzierten Artikeln bestücken. Dabei braucht niemand Einbußen an Qualität und Funktionalität hinnehmen. Viele künstliche Zusatzstoffe lassen sich durch biologische Varianten austauschen, Plastik und Kunststoffe sind oft durch Holz oder andere biologisch abbaubare Materialien leicht zu ersetzen.

Ein Blick in die Regale der Drogeriemärkte zeigt, wie vielfältig das Angebot an umweltbewusst produzierten Kosmetikprodukten ist. Für den Verbraucher stellt sich zunächst die Frage: Welchen Anspruch habe ich an einen ethisch hochwertigen Artikel? Geht es vorrangig um Tierschutz oder soll die Ware hauptsächlich ökologisch unbedenklich sein? Verschiedene Label auf den Verpackungen verraten, wie die zum Verkauf stehenden Erzeugnisse einzustufen sind.

Güte-Siegel als Orientierungshilfe

Mit strengen Auflagen für natürliche Inhaltsstoffe werden beispielsweise Produkte mit dem Natrue-Siegel ausgezeichnet. Das graue kreisrunde Logo mit einem Frauenkopf im Profil steht für Inhaltsstoffe, die weitestgehend aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen werden. Im Labor produzierte Zusatzstoffe sind nur erlaubt, wenn der Aufwand für eine Gewinnung aus der Natur unverhältnismäßig groß wäre. Grundsätzlich sind genetisch veränderte Bestandteile verboten, sämtliche Produkte sind garantiert tierversuchsfrei. Zudem müssen Verpackungen möglichst wiederverwendbar sein und nur in geringem Umfang eingesetzt werden.

Bei den Zahnpasten gibt es eine enorme Auswahl an Produkten, die auch preisgünstig als Hausmarke der bekannten überregionalen Drogerieketten (Alverde, Alterra, Terra Naturi) zu bekommen sind. Selbstverständlich bieten zudem für Bio-Artikel bekannte Hersteller wie Weleda, Dr. Hauschka, lavera und SANTE mit dem Natrue-Label zertifizierte Zahnpasten an. Leider gibt es in diesem Segment viele Produkte, die ohne Fluoride auf den Markt kommen. Aus zahnmedizinischer Sicht ist dies ein bedeutendes Manko, da es die Schutzwirkung des Zähneputzens massiv senkt. Darüber sollte sich auch jeder umweltbewusste Käufer im Klaren sein.

Nicht auf Fluorid verzichtet hat der Konzern Unilever, einer der "Big Player" auf dem internationalen Mundhygiene-Markt. Mit seiner "Signal Bio Zahnpasta" hat der britische Hersteller einen ökologischen Testballon gestartet, der sich den Auflagen des Cosmos-Standards verpflichtet. Biokosmetik, die als "Cosmic Organic" ausgezeichnet ist, muss mindestens 10 Prozent der Inhaltsstoffe aus zertifiziert biologischen Anbau enthalten. Zudem wird eine maximale Transparenz gefordert, die die Rückverfolgbarkeit der Bestandteile erlaubt. Das Unternehmen verpflichtet sich, Emissionen, Abfall- und Energiemanagement zu optimieren.

Veganer greifen zum V-Logo

Wem bei seiner Kaufentscheidung vor allem das Tierwohl am Herzen liegt, sollte auf ein Label mit einem V achten. Mindestens drei verschiedene Logos von drei Organisationen sind weit verbreitet, am bekanntesten ist wohl eine grüne stilisierte Pflanze vor gelben Hintergrund mit der Unterschrift "VEGAN". Die Zertifizierungskriterien der Vergabestellen unterscheiden sich kaum, tierische Inhalts- und Hilfsstoffe sowie Tierversuche sind absolut nicht zulässig. Allerdings ist bei der "Vegan-Blume" (stilisierte Sonnenblume vor weißem Hintergrund) der Einsatz von Gentechnik erlaubt.

Während wie zu erwarten Naturkosmetikfirmen wie SANTE, lavera oder Weleda auch vegane Alternativen im Portfolio haben, gibt es bislang bei den Großkonzernen nur einen Vertreter, der ein Produkt mit anerkanntem Vegan-Logo vertreibt. Colgate-Palmolive versucht aktuell mit der Aufhellungszahncreme "Colgate Smile" neue Kundenkreise zu erreichen. Alle anderen Großunternehmen wollen offensichtlich bisher noch nicht auf Glycerin aus tierischen Fetten, Bienenwachs oder Knochenmehl verzichten.

Ökologisch: Zähne putzen mit Tabletten

Nicht offiziell zertifiziert, aber nach eigenen Angaben vegan ist eine nicht mehr ganz so neue Alternative zur Zahncreme. Zahnputztabletten mit dem Markennamen Denttabs sind aus mehreren Gründen für umweltbewusste Konsumenten eine gute Wahl. Zwar braucht es anfänglich ein wenig Gewöhnung an das Zahnputzmittel in Pillenform, doch die Vorteile liegen auf der Hand. Das fehlende Wasser senkt Transportkosten und macht den Verzicht auf Konservierungsstoffe und Konsistenzgebern möglich. Zudem werden die Tabletten in kompostierbaren Tüten angeboten.

Selbst wer gegen die Ausbeutung von Arbeitern in Schwellenländern mit seinem Einkauf ein Zeichen setzen möchte, kann im Bereich der Zahnpflege Produkte finden. Mit dem bekannten Fairtrade-Label ausgezeichnete Zahnpasten vertreibt zum Beispiel die in Köln ansässige Fair Squared GmbH. Zu fairen Konditionen gehandelte Bestandteile sind in diesem Fall die enthaltenen Kokosnussextrakte und Pfefferminzblätter.

Maximale Nachhaltigkeit und Sicherheit über alle Inhaltsstoffe lässt sich selbstverständlich erzielen, wenn Zahnpasten im Do-it-Yourself-Verfahren zusammengemixt werden. Diese Herausforderung ist für jeden Hobbykoch leicht umsetzbar. Einfach Kokosöl, sehr feine Heilerde, Natron, getrocknete Minze oder Minzöl sowie etwas Xylit vermengen und fertig ist die hausgemachte Zahncreme. Da in diesem Rezept jedoch eine wohldosierte Menge Fluorid fehlt, sollte die Selfmade-Paste nur ergänzend benutzt werden.

Mundspülungen ohne ethischen Makel

Umweltbewusstes Verhalten bei der Mundhygiene muss nicht bei der Zahnpasta aufhören. Auch Hersteller von Mundspülungen fallen gelegentlich mit umweltfreundlichen Ambitionen auf. Die vegane Spülung von One Drop Only glänzt gleich mit drei Zertifikaten: Einem Vegan-Label, das "Cosmic Organic"-Symbol der Ecocert-Kontrollstelle und dem FSC-Logo (Forest Stewardship Council), das eine Nutzung von mindestens 70 Prozent Holz-Anteil aus FSC-zertifizierten Wäldern im Packungsmaterial bescheinigt. Auf ein Natrue-Siegel können sich unter anderem die Marken Dr. Hauschka (MED Salbei Mundspülung), Alterra (Mundspülung) Primavera (mundwohl) und alverde (Pro Climate Mundspülung) für ihre Produkte berufen. Letztere trägt auch ein IHTN-Logo, das nach einer Prüfung für tierschutzgeprüfte Naturkosmetik vergeben wird. Fair Squared hat zudem eine Spülung mit Fairtrade-Siegel im Angebot, das ebenso vegan und Natrue-zertifiziert ist.

Diverse Firmen haben sich mittlerweile darauf spezialisiert, auch Hilfsmittel ethisch vertretbar und klimafreundlich herzustellen. Nach dem Motto: Möglichst kein Plastik, Verpackungen aus natürlichen, kompostierbaren/wiederverwertbaren Materialien und maximaler Tierschutz lassen sich auch Zahnbürste und Co. produzieren.
Bei den Handzahnbürsten können beispielsweise nachwachsende Rohstoffe problemlos Kunststoffe ersetzen. Die Unternehmen Ecoyou, Hydrophil oder SIDCO sind dazu übergegangen, die Griffe aus Bambus zu fertigen. Die Borsten sind entweder aus Bio-Nylon oder aus Bambusviskose. Diese Materialien sind biologisch abbaubar und ohne den umstrittenen Weichmacher BPA (Bisphenol A). Das Start-Up "Chinchilla" aus dem Sauerland verzichtet auf Bambus und verkauft eine nachhaltige Plastikzahnbürste aus Weizenstroh mit Borsten auf Rizinusölbasis. Generell ist bei den Borsten zu beachten, dass sie nicht tierischen Ursprungs sind. Veganer werden sie ohnehin ablehnen, aber auch unter zahnmedizinischen Gesichtspunkten sind die Tierhaare bedenklich. Ihr struktureller Aufbau erlaubt es Keimen, sich leicht einzunisten - sie sind somit eine versteckte Quelle für krankmachende Erreger.

Bambus und Maisstärke statt Plastik aus Erdöl

Neben Zahnbürsten können auch Interdentalbürsten und Zahnseide ohne erdölbasierte Kunststoffe produziert werden. Hydrophil, Ecoyou und The Humble Co. haben Zahnzwischenraumbürsten mit Griffen aus Bambus im Angebot. Bei den Borsten kommt bei allen Produzenten allerdings klassisches Nylon zum Einsatz. Oben genannte Firmen werben auch bei ihrer Zahnseide mit Nachhaltigkeit bei der Verpackung - bleiben beim Material jedoch ebenfalls bei Nylon. Alternativen bieten hier Chinchilla, TEVRA, Oralflora oder Ecoroyal, deren Zahnseide aus Maisstärke hergestellt wird. Als Rohstoff eignet sich außerdem die Bambusfaser, die die Unternehmen Masawi Bamboo, C4WRD und Lucky Teeth verwenden.

Bei der Vielfalt an Produkten zeigt sich deutlich: Öko-Bewusstsein liegt im Trend, mit einem wohl überlegten Einkauf lässt sich einiges gegen Umwelt- und Naturzerstörung erreichen. Dennoch sind viele gut gemeinte Veränderungen manchmal weniger effektiv, als manche Werbung es verspricht. So landen auch Bio-Zahnbürsten & Co. im Restmüll und werden danach einfach verbrannt. Etliche als "biologisch abbaubar" angepriesene Produkte enden ebenfalls dort, weil bei der industriellen Kompostierung der Müllentsorger nur sehr kurze Zyklen angesetzt werden - zu wenig Zeit, um Bio-Plastik hinreichend zu zersetzen. Und wer den CO2-Fußabdruck ernst nimmt, sollte auch stets die Herkunft der Rohstoffe im Blick behalten. Faire Bio-Produkte aus Fernost tragen immer den Makel einer weiten Reise, die in der Regel von einem Schweröl-betankten Großfrachtschiff ermöglicht wurde.

Hinweis: Sämtliche Verweise stellen keine Affiliate-Links dar; zwischen den genannten Marken, Herstellern, Vertreibern und dem Autoren/dentaltrade bestehen keinerlei geschäftliche Beziehungen/kommerzielle Verbindungen

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