Vor wenigen Jahren erschütterte eine Studienauswertung die Dentalbranche: Anhand wissenschaftlicher Untersuchungen ließen sich kaum Beweise dafür finden, dass Zahnseide einen positiven Effekt für die Zahngesundheit hat. Nur schwer konnten Zahnärzte das angekratzte Image der reinigenden Fädchen wieder aufpolieren. Letztendlich sollte jeder jedoch auch mit bloßem gesunden Menschenverstand nachvollziehen können, dass das Fädeln zwischen den Zähnen gut für die Mundgesundheit ist. Denn je weniger Plaque auf den Zähnen Bakterien einen Rückzugsort bietet, desto niedriger wird das Risiko für Karies und Parodontitis.
Um versteckte Beläge zu entfernen, gibt es zur Zahnseide auch eine beliebte Alternative. Interdentalbürsten in unterschiedlicher Größe und Bauart sind längst kein Geheimtipp mehr. Im direkten Vergleich zeigen die kleinen Putzhilfen bessere Ergebnisse als die Seide. In einem jüngst veröffentlichten Übersichtsartikel (Dentistry Journal, Juni 2019) haben Forscher der Universität Singapur die Wirksamkeit verschiedener Methoden zur Reinigung der Zahnzwischenräume verglichen. Heraus kam ein klarer Punktsieg für die Interdentalbürstchen.
Nötige Gründlichkeit fehlt
Einer der Hauptgründe dafür ist die schwierige Technik des "perfekten" Fädelns. Wer beim Abtragen der Plaque mit der Seide nicht ausreichend effizient ist, lässt verbleibenden Bakterienkolonien weiter alle Möglichkeiten für ihr schädliches Treiben. Zudem machen die umständlichen Handgriffe bei der Zahnseidenreinigung es vielen Menschen schwer, daraus eine regelmäßige Hygieneroutine zu machen.
Die Autoren des Fachartikels haben sich darüber hinaus auch die Beschaffenheit der Zahnzwischenraumbürsten angeschaut. Produkte aus Gummi scheinen keine Vor- oder Nachteile im Vergleich zu den klassischen Miniaturbürsten zu haben. Reinigungshilfen aus Holz hingegen putzen schlechter und bieten keinen zusätzlichen Reinigungseffekt, wenn sie neben dem normalen Zähneputzen zum Einsatz kommen. Patienten mit Zahnfleischbluten bringen sie allerdings eine leichte Besserung.
Zahnseide nicht überflüssig
Laut Studienlage entfernen Interdentalbürstchen also mehr Zahnbelag, verbessern den Zustand des Zahnfleisches und beugen Parodontitis vor. Um Zahnimplantate zu pflegen sind sie das erste Mittel der Wahl. Hat Zahnseide damit komplett ihre Daseinsberechtigung verloren? Definitiv nicht. Bei sehr engen Zahnständen wird eine Bürste kaum erfolgreich sein und es gibt keine Alternative zur Zahnseide. Viele Patienten haben zudem das nötige Geschick, mit dem Faden die Zähne perfekt zu umspielen.
Auch wenn die Benutzung der kleinen Bürstchen so unkompliziert scheint, ist eine Beratung beim Zahnarzt zu empfehlen. Meist braucht eine Person mehrere verschiedene Größen für die unterschiedlichen Zahnzwischenräume. Dabei kommt es auf die optimale Breite an: Zu kleine Bürsten reinigen unzureichend, zu große schädigen das Gewebe. Auch die korrekte Putztechnik sollte sich jeder von einem Profi zeigen lassen. Zahnpflege ist eine individuelle Angelegenheit und braucht immer maßgeschneiderte Lösungen.