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Probiotika – Wie Bakterien die Mundgesundheit stärken
Eingefärbte mikroskopische Aufnahme mehrerer Milchsäurebakterien
Viele probiotische Nahrungsergänzungsmittel enthalten Lactobacillus-Arten, die die Mundflora positiv verändern können

Zur Sanierung des Darms haben sich speziell ausgewählte Bakterienkulturen bereits einen Namen gemacht. Dass auch die Mundhöhle von den Eigenschaften bestimmter Mikroben profitiert, belegen immer mehr Studien. Ein Therapieansatz mit Potenzial.

Wir haben sie seit fast 450 Jahren im Visier und sehen in ihnen heute meist eine feindliche Bedrohung: Bakterien und andere Mikroorganismen können schwere Krankheiten verursachen. Dennoch sind sie untrennbar mit dem Menschen verbunden. Würde eine Trennung gelingen, kämen die Kleinstlebewesen auf ein Gewicht von insgesamt etwa 1,5 Kilogramm. Aufgrund ihrer geringen Größe steht jedoch jede menschliche Zelle geschätzt drei Mikroben gegenüber. Somit ist der Mensch genau genommen nur ein aufwändig konstruiertes Vehikel, um Billionen von winzigen Einzellern das Überleben zu sichern. Allein im Mund tummeln sich rund 10 Milliarden Bakterien.

Seit Robert Koch vor fast 150 Jahren eine Bazille als Ursache für Milzbrand ausmachte, traut niemand mehr den harmlos umherschwimmenden “Tierchen” über den Weg. Und als mit Penicillin in den 1940er Jahren ein wirksames Mittel gegen Syphilis und Wundinfektionen zum Einsatz kam, war die Schlacht gegen die unsichtbaren Angreifer eröffnet. Die Pharmaindustrie versorgt nun nicht nur schwerkranke Menschen mit Antibiotika - an vielen Orten wird versucht, mögliche Risiken direkt im Keim zu ersticken.

Dass dieses Vorgehen nicht nur unerwünschte Resistenzbildungen zur Folge haben kann, wird zunehmend deutlicher. Erst langsam werfen die Erkenntnisse der Wissenschaft ein anderes Schlaglicht auf die mikroskopisch kleine Welt: Es gibt auch nützliche Mikroben. Und diese sind nicht nur unschädlich, sondern auch elementar wichtig für die menschliche Gesundheit. Immer mehr Studien zeigen, dass etliche Bakterienarten uns mit Nährstoffen versorgen und uns vor Krankheitserregern schützen. Die Mikroflora ist eng verwoben mit dem menschlichen Immunsystem und dürfte bei weiterer Erforschung sicherlich noch für einige Überraschungen sorgen.

"Böse" Bakterien sind in der Minderheit

Die Angst vor einer lebensgefährlichen bakteriellen Infektion ist zwar durchaus berechtigt. Doch führt sie auch zu einem Zerrbild des weitestgehend unbekannten Mikrokosmos, mit dem wir stets aufs Engste verbunden sind. Die “bösen” Buben machen nur einen geringen Anteil der unterschiedlichen Mikroben aus: Nur etwas mehr als 500 Bakterienarten sind dafür verantwortlich, dass der Mensch in eine gesundheitliche Schieflage gerät. Dem gegenüber stehen Tausende Arten, die zum Teil durch ihre bloße Existenz ein schädliches Wachstum der Krankmacher verhindern. Besonders in Darm und Mundhöhle besteht ein fein justiertes Ökosystem aller möglichen Keime, das dem Menschen im Idealfall ein unbeschwertes Leben beschert.

Umwelteinflüsse, Stoffwechsel, Ernährung oder Verhalten sorgen allerdings zum Teil dafür, dass dieses Gleichgewicht kippt und bestimmte Erreger ihren Wirt erkranken lassen. Dieses Geschehen ist durchaus komplex, doch ein Therapieansatz hat bei vielen Ärzten und Wissenschaftlern Gefallen gefunden: Als harmlos oder nützlich eingestufte Bakterien könnten als Heilmittel gegen schädliche Keime eingesetzt werden. Etliche Studien bestätigen mittlerweile, dass dieser Ansatz Erfolge verzeichnen kann. So hat beispielsweise die “Transplantation” von Exkrementen bei nicht behandelbaren Hautkrebspatienten positive Resultate hervorgebracht.

Sowohl die Pharma- als auch die Lebensmittelindustrie haben mit dem Konzept der “guten” Bakterien eine Marktchance entdeckt. Unter dem Sammelnamen Probiotika finden sich die Fitmacher in Kapseln, Pillen, Pulvern und Drinks. Was, wann, wie eingenommen werden soll, um bestimmte Wunschvorstellungen zu erfüllen, muss noch intensiv erforscht werden. Doch im Bereich der Mundhöhle sind in den vergangenen Jahren vielversprechende Untersuchungen gemacht worden, die aufhorchen lassen. Der Kampf “Gut” gegen ”Böse” kann offenbar manipuliert werden.

Probiotika halten Erreger in Schach

Etwa 700 verschiedene Bakterienarten besiedeln den Mundraum, nur wenige von ihnen sind in der Zahnheilkunde als echte Störenfriede bekannt. Allen voran ist seit langer Zeit Streptococcus mutans als Verursacher von Karies im Visier der zahnmedizinischen Forschung. Einen ebenso schlechten Ruf haben einige Keime, die Parodontitis auslösen oder Mikroben, die für starken Mundgeruch verantwortlich sind. In der Theorie der Probiotika-Forscher lassen sich mit der Gabe von bestimmten Bakterien diese Krankheitserreger in Schach halten.

Was die “guten” Bakterien gegen das Risiko von Karies erreichen können, wurde intensiv bei Kindern untersucht. Gleich ein halbes Dutzend verschiedener Arten senkte deutlich die Kariesrate bei den Probanden. Meistens nahmen die Kinder ihre bakteriellen Beschützer in Form von Milchgetränken zu sich. Im Mund agieren die Keime dann mit unterschiedlichen Strategien gegen die krankmachenden Zeitgenossen. Im einfachsten Fall sind sie schlicht Nahrungskonkurrenten und blockieren so die Energiezufuhr der anderen. Andere Bakterien setzen sich aggressiver durch und bekämpfen die Wettbewerber mit Giften (Bacteriocine). Wieder andere verändern das umgebende Milieu, indem sie den pH-Wert anheben und auf diese Weise die gefährlichen Säureattacken der Kariesbakterien neutralisieren. Auch kann die Bildung von Zahnbelag durch einige Probiotika-Bakterien gehemmt werden. Nicht zuletzt wird zudem eine indirekte Wirkung diskutiert, die über den Darm die Mikroflora im Mund positiv beeinflussen könnte. In deutschen Apotheken sind bereits Lutschtabletten speziell gegen Karies erhältlich, die große Mengen der Milchsäurebakterien Lactobacillus salivarius und L. reuteri enthalten. Kritiker verweisen jedoch darauf, dass theoretisch auch Lactobacillus bei hoher Zuckerzufuhr Karies auslösen könnte.

Ebenfalls zahlreiche Studien gibt es mittlerweile bei den Themen Zahnfleischentzündungen und Parodontitis. Es zeigt sich hier ein klarer Trend, dass mit Probiotika die entzündlichen Erkrankungen therapiert werden können. Besonders als unterstützende Maßnahme nach einer professionellen Zahnreinigung oder bei einer Parodontitisbehandlung konnten zum Teil beachtliche Erfolge dokumentiert werden. Leider fehlen vielfach Langzeitstudien, um die Nachhaltigkeit der Ergebnisse zu überprüfen. Wie bei der Karies scheint auch der Zahnhalteapparat besonders von dem Bakterium L. reuteri zu profitieren.

Selbst bei Mundgeruch und Pilzinfektionen hilfreich

Mundgeruch (Halitosis) ist ein weiterer Anwendungsbereich bei dem probiotische Bakterien zum Einsatz kommen können. In der Regel sind es anaerobe Bakterien, die flüchtige, schwefelhaltige Stoffwechselprodukte ausscheiden und somit für einen schlechten Atem verantwortlich sind. Als Gegenmittel kommen theoretisch alle Keime in Betracht, die entweder als Nährstoffkonkurrent mit schlagkräftigen Verdrängungsstrategien arbeiten oder Bakterien, die die Produktion der übel riechenden Substanzen hemmen. Die Bakterien-Arten Lactobacillus salivarius und Streptococcus salivarius K12 werden inzwischen kommerziell für einen frischeren Atem angeboten. Als Lutschtabletten oder Kaugummi werden sie eingenommen und regulieren die Mundflora. Sie behaupten sich gegen ihre Konkurrenten, indem sie antimikrobielle Wirkstoffe (Salivaricine) herstellen.

Auch Pilzinfektionen im Mundraum sind ein Fall für Probiotika. Weit verbreitet sind Hefepilze der Gattung Candida, die besonders bei Vorerkrankten unangenehme Symptome mit sich bringen können. Vor allem ältere Menschen, die unter chronischen Erkrankungen und Mundtrockenheit leiden, haben Probleme mit ausufernden Pilzinfektionen. Diese verursachen schmerzhafte Wunden in der Mundschleimhaut. In Studien ließ sich die Pilzausbreitung mit diversen Lactobacillus-Arten (rhamnosus GG, acidophilus, fermentum) kontrollieren.

Im Handel werden für experimentierfreudige Verbraucher mittlerweile diverse Bakterienarten und -kombinationen angeboten. Da seriöse wissenschaftliche Arbeiten durchaus positive Effekte vermelden, spricht nichts dagegen, die unterschiedlichen Produkte auszuprobieren. Wer größere Enttäuschungen vermeiden will, sollte jedoch einige Dinge beachten.

Nicht ohne Produktvergleich Probiotika kaufen

Sehr kostengünstige Mittel aus fernen Ländern bergen ein höheres Risiko, nicht das zu enthalten, was der Verkäufer verspricht. Untersuchungen haben gezeigt, dass erschreckend oft weder die angegebene Dosis noch die ausgezeichneten Arten enthalten sind. Leider können auch im deutschsprachigen Raum Anbieter nur selten mit Zertifikaten punkten. Es empfiehlt sich daher, eher auf renommiertere Unternehmen zurückzugreifen, die für einen gewissen Qualitätsstandard mit ihren Namen stehen.

Zudem sollten möglichst nicht nur die Bakterienart, sondern auch der Stamm auf einer Verpackung angegeben sein – denn jeder Stamm hat andere Wirkungen, auf die sich in wissenschaftlichen Studien bezogen wird. Manche Produzenten stellen auf ihren Websites Links zu entsprechenden Untersuchungen zur Verfügung.

Die Recherche zu aktuellen Vertreibern oraler Probiotika zeigte, dass sich bereits für rund 10 bis 30 Euro im Monat das mikrobielle Milieu im Mundraum auffrischen lässt. Folgende Anbieter/Marken aus dem deutschsprachigen Raum sind in Apotheken, Drogerien oder online als Nahrungsergänzungsmittel zu finden (Liste ohne Garantie auf Vollständigkeit, nur orale probiotische Produkte):

Sunstar GUM Periobalance (Tabletten) Bakterien: L. reuteri Prodentis; Preis: ca. 15,- Euro (30 Stück)
Angegebene Schutzwirkung: Parodontitis, Zahnfleischentzündungen (während Schwangerschaft)

Nupure – Probadent (Tabletten) Bakterien: L. salivarius Oral S1; Preis: ca. 19 Euro (30 Stück)
Angegebene Schutzwirkung: Mundgeruch (Zahnfleischentzündungen, Karies)

Oral Flora – Fresh Breath (Tabletten) Bakterien: S. salivarius K12; Preis: ca. 30,- Euro (50 Stück)
Angegebene Schutzwirkung: Mundgeruch, Halsschmerzen, Mittelohrentzündungen

Casida – Dental Repair (Tabletten) Bakterien: L. reuteri, L. salivarius; Preis: ca. 20,- Euro (60 Stück)
Angegebene Schutzwirkung: Zahnfleischentzündungen, Karies, Parodontitis

Floral Lactoferrin CLN (Tabletten) Bakterien: L. brevis CECT 7480, L. plantarum CECT 7481; Preis: ca. 20,- Euro (30 Stück)
Angegebene Schutzwirkung: Mundgeruch, Karies, Zahnfleischentzündungen, Parodontitis

Elite Nutrition – FloraSelect Oral (Tabletten) Bakterien: L. salivarius, L. reuteri; Preis: ca. 30,- Euro (60 Stück)
Angegebene Schutzwirkung: Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen, Karies, Candida

Code Vital Probio (Kaugummi) Bakterien: S. salivarius K12; Preis: ca. 14,50 Euro (10 Stück)
Angegebene Schutzwirkung: Mundgeruch

DentaSan ProbioGUM (Kaugummi) Bakterien: L. salivarius SGL03; Preis: ca. 3,50 Euro (30 Stück)
Angegebene Schutzwirkung: Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen, Parodontitis, Aphten

DentaSan ProbioPROTECT (Pulver in Sticks) Bakterien: L. salivarius, B. Animalis ssp.lactis, L.rhamnosus; Preis: ca. 24,- Euro (28 Stück)
Angegebene Schutzwirkung: Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen, Parodontitis, Aphten

Apacare – Biolactis (Pulver in Tütchen) Bakterien: L.helveticus Rosell52, L.rhamnosus Rosell11, B. longum Rosell175; Preis: ca. 15,- Euro (30 Stück/Gramm)
Angegebene Schutzwirkung: Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen, Karies, Parodontitis

Effective Nature – Combi Flora reuteri (flüssig) Bakterien: L. reuteri; Preis: ca. 30,- Euro (50 ml)
Angegebene Schutzwirkung: -

Es zeigt sich also, dass auch im Bereich der Mundgesundheit Probiotika gute Dienste leisten können. Zumindest als zusätzliche Prophylaxe- und Therapiemaßnahme scheinen sie ein noch kaum überschaubares Potenzial zu haben. Mit so gut wie keinen Nebenwirkungen sind sie für eine große Patientengruppe interessant (Ausnahmen: Menschen mit geschwächtem Immunsystem und bestimmten Magen-Darmerkrankungen).

Allerdings sprechen Beobachter der jungen Branche noch von Zuständen wie im Wilden Westen: Viele mögliche Heilwirkungen und Erfolgsversprechen sind derzeit weit weg von Evidenz basierter Medizin, auch wenn es etliche erstaunliche Effekte gibt. Laufende Studien machen allerdings Hoffnungen, dass die Bakterienwelt der Menschheit künftig ein angenehmeres und gesünderes Leben bringen wird.

 

Eine längere Abhandlung über die Anwendung von Probiotika bei der Mundhygiene hat vor wenigen Jahren der US-Amerikaner Case Adams mit seinem Buch „Nie mehr Parodontose und Karies!“ im VAK-Verlag veröffentlicht

Hinweis: Zwischen den genannten Marken, Herstellern, Vertreibern und dem Autoren/dentaltrade bestehen keinerlei geschäftliche Beziehungen/kommerzielle Verbindungen

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